Vorsorge, Prävention

Bienen, Wespen und Co. – Diagnostik und Therapie bei Insektengiftallergie

Mit den nun wärmeren Temperaturen steigt auch die Zahl der Insektenstiche sprunghaft an. Eine Insektengiftallergie kommt deutlich seltener vor als eine Pollen- oder Nahrungsmittelallergie, das Risiko einer schwerwiegenden systemischen Reaktion ist jedoch um ein Vielfaches höher mit teils dramatischen Folgen. Eine spezifische Immuntherapie kann dann Abhilfe schaffen – vorausgesetzt, das allergieauslösende Insektengift wurde korrekt identifiziert. Im folgenden Beitrag beschreiben wir die Labordiagnostik und Therapie bei Insektengiftallergie.

Prävalenz von Insektengiftallergien

Insektengiftallergien werden in Deutschland in absteigender Reihenfolge meist durch einen Stich von Wespe, Biene, Hornisse und Hummel ausgelöst: Bis zu 50 % der Insektengiftallergiker zeigen eine IgE-vermittelte Sensitivität gegen Bienen- und Wespengift. Nach einem Stich kommt es bei 2,4 – 26,4 % der Personen zu gesteigerten Lokalreaktionen mit Schwellung der Lymphknoten oder Lymphangitis sowie Schmerzen in der gesamten betroffenen Extremität. Bei 1,2 – 3,5 % der Gestochenen kommt es zu allergischen Sofortreaktionen bis hin zur Anaphylaxie. Die Symptome der Anaphylaxie sind Hautreaktionen, respiratorische, kardiovaskuläre oder gastrointestinale Beschwerden bis hin zu schwerer Atemwegsobstruktion oder anaphylaktischem Schock. Etwa 10 – 40 Personen sterben in Deutschland jährlich infolge systemischer Reaktionen auf einen Insektenstich. Die Hauptallergene von Wespe und Biene sind Phospholipasen, Hyaluronidasen, Melittin sowie Antigen 5.

Allergen-Identifizierung über die Bestimmung von spezifischem IgE

Die Diagnose bei Patienten mit systemischen Soforttypreaktionen erfolgt nach einer umfassenden Anamnese und durch den Nachweis spezifischer IgE-Antikörper gegen die Gesamtextrakte Bienengift (i1) und Wespengift (i3). Bei positivem Nachweis wird die Erfassung des individuellen Anaphylaxierisikos durch Bestimmung der basalen Serumtryptase-Konzentration sowie bei Doppelpositivität die Messung der Allergenkomponenten empfohlen. Die Bildung von IgE-Antikörpern kann auch durch kreuzreaktive Kohlenhydratdeterminanten (CCD) ausgelöst werden und entspricht dann nicht einer Doppelsensibilisierung. Der Nachweis von CCD-freien rekombinanten Insektengiftallergenen ermöglicht die Unterscheidung zwischen einer primären Insektengiftsensibilisierung und CCD-bedingter Kreuzreaktivität. Im Rahmen einer belastbaren Diagnostik sollte der Nachweis spezifischer IgE-Antikörper in der ersten Woche sowie ein zweites Mal etwa vier bis sechs Wochen nach dem Stich erfolgen. Im folgenden Schema ist der labordiagnostische Ablauf mit den jeweiligen Antigenen dargestellt.

Aufgrund der hohen Sensibilisierungsrate in der Bevölkerung sollte eine allergologische Labordiagnostik nur bei bereits erfolgten systemischen Sofortreaktionen durchgeführt werden!

Die richtige spezifische Therapie kann lebensrettend sein

Nach Durchführung der beschriebenen Labordiagnostik ist eine spezifische und somit hochwirksame Therapie möglich, die meist langfristig durchgeführt werden muss – und im Einzelfall lebensrettend sein kann. Die Therapie besteht aus einer Hyposensibilisierung mittels spezifischer Immuntherapie, die abhängig vom individuellen Risiko einige Jahre lang bis lebenslang erfolgen sollte. Bis zu 75 – 98 % der Patienten erreichen damit eine Toleranz und eine deutlich verbesserte Lebensqualität ohne Angst vor den möglicherweise fatalen Folgen eines Insektenstichs. Darüber hinaus sind eine effiziente Expositionsprophylaxe sowie Selbsthilfemaßnahmen in Form von adrenalinhaltigen Notfallspritzen von großer Bedeutung.

Fazit

In Deutschland kommt es nach einem Insektenstich bei bis zu 3,5 % der Bevölkerung zu schweren Sofortreaktionen bis hin zum anaphylaktischen Schock. Die meisten Allergiker zeigen eine IgE-vermittelte Sensitivität gegen Bienen- und Wespengift. Eine spezifische Immuntherapie kann lebensrettend sein – vorausgesetzt, das Insekt und die allergieauslösenden Toxine wurden korrekt bestimmt. Die Limbach Gruppe bietet neben einer qualitativ hochwertigen und umfassenden Labordiagnostik eine individuelle Beratung sowie Unterstützung in der Diagnosefindung und Indikationsstellung der Therapie an.

 


In unserem Flyer zum Thema Insektengiftallergie finden Sie einen konkreten Patientenfall zur besseren Übersicht der entsprechenden Labordiagnostik und Befundbeurteilung.  


Quellenangaben:

  1. Hahne T. Insektengiftallergie Diagnostik und Therapie. zuletzt abgerufen am 25.05.2022
  2. Schäfer T. Epidemiologie der Insektengiftallergie. Allergo J 2009; 18: 353–8
  3. Przybilla B, Ruëff F. Insect stings: clinical features and management. Dtsch Arztebl Int. 2012 Mar;109(13):238-48
  4. Jappe U et al. In vitro hymenoptera venom allergy diagnosis: improved by screening for cross-reactive carbohydrate determinants and reciprocal inhibition. Allergy 2006 Oct;61(10):1220-9.
  5. Ollert M et al. Anaphylaxis to Insect Venom Allergens: Role of Molecular Diagnostics. Curr Allergy Asthma Rep. 2015 May; 15 (5): 26

Ihr Ansprechpartner

Dr. Martin Hampel
news@limbachgruppe.com

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